Konzernthemen

„Wir wollen in Kolumbien profitabel wachsen“

Interview mit Torsten Leue, Vorstandsmitglied der Talanx AG und Vorstandsvorsitzender der Talanx International AG, über die Übernahme zweier Unternehmen in Kolumbien.

grafik_suedamerika_de

Herr Leue, die Talanx übernimmt die Generali Colombia Seguros Generales S.A. und deren Tochtergesellschaft Generali Colombia Vida Compañia de Seguros S.A. Wieso ist Kolumbien so interessant für die Talanx-Gruppe?

Kolumbien ist der fünftgrößte Markt in Lateinamerika, hat eine junge Bevölkerung, deren Wohlstand wächst. Bei steigenden Haushaltseinkommen wächst in der Regel das Bedürfnis nach Versicherungsschutz. Insofern ist es ein sich gut entwickelnder Markt, den wir nun erschließen wollen. Dabei bauen wir zum einen auf das gute lokale Management, zum anderen auf die Erfahrung, die wir schon in Brasilien, Chile, Mexiko, Argentinien, Uruguay und Peru gesammelt haben.

Wie passt das in die Strategie?

Die Übernahme der Generali Colombia ist für Talanx im Geschäftsbereich Privat- und Firmenversicherung International ein strategischer Schritt. Für uns bedeutet das eine weitere Stärkung der Zielregion. Die Unternehmen sind gut positioniert und haben ein starkes Management, das zum weiteren Wachstum und Erfolg der Talanx-Gruppe beitragen wird. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir fokussieren uns bei unserem Wachstum auf die beiden Zielregionen Lateinamerika und Zentral- und Osteuropa. Dort haben wir jeweils Kernmärkte definiert, Brasilien, Chile, Mexiko, Türkei, Polen. In diesen Ländern wollen wir zu den fünf größten Versicherern zählen. Kolumbien ergänzt unser Engagement in Lateinamerika. Auch dort wollen wir natürlich profitabel wachsen.

Welche wirtschaftliche Bedeutung hat die Übernahme?

Zunächst einmal freuen wir uns über jährliche Beitragseinnahmen von rund 59 Mio. EUR verbunden mit einem positiven Ergebnisbeitrag (EBIT). Das wollen wir weiter ausbauen. Wir werden den Markt mit unserer Marke HDI bearbeiten und sind sehr optimistisch, dass wir in Kolumbien kurz-, mittel- und langfristig eine sehr positive Entwicklung sehen werden.

Weitere Informationen zur Talanx-Übernahme finden Sie in der Unternehmensmeldung:
Talanx stärkt ihr Lateinamerikageschäft durch Übernahme in Kolumbien

Was macht Kolumbien aus: ein Länderporträt

Talanx stärkt mit der Übernahme der Generali Colombia Seguros Generales S.A. und deren Tochtergesellschaft Generali Colombia Vida Compañia de Seguros S.A. ihr Lateinamerikageschäft. Damit tritt der Konzern in den kolumbianischen Versicherungsmarkt ein und baut seine erfolgreiche und fokussierte Präsenz in der strategischen Zielregion Lateinamerika weiter aus.

Fernab der großen Städte und Ballungszentren Kolumbiens liegt versteckt im Nationalpark Serranía de La Macarena ein außergewöhnliches und faszinierendes Naturschauspiel. Der Fluss Caño Cristales – auch „Fluss der fünf Farben“ oder „Regenbogenfluss“ genannt – wird in der zweiten Jahreshälfte zu einem Farbspektakel. Aufgrund einer besonderen Alge erstrahlt der Fluss im Sonnenschein in einem Rausch aus Rot, Grün, Gelb, Blau und Violett.

Eingebettet in die unberührte Bergwelt Kolumbiens kamen bisher kaum Touristen, um sich das unvergleichliche Farbenspiel anzuschauen. Der Grund: Der Caño Cristales liegt in einem Gebiet, welches bis vor kurzem von den kolumbianischen FARC-Rebellen gehalten wurde. Doch seit kurzem stehen die Rebellen und der Präsident Juan Manuel Santos in Friedensverhandlungen. Seitdem steht das Land, das jahrelang vor allem durch Kriminalität, Bürgerkrieg und den Terror der Drogenbanden geprägt wurde, vor einem Neuanfang. Deutlich höhere wirtschaftliche Wachstumsraten als die der umliegenden Volkswirtschaften können dem ehemaligen „El Dorado“ der Goldgräberei zu neuem Aufschwung verhelfen. Heute bilden Rohstoffe wie Erdöl und Erdölerzeugnisse mit über 40 Prozent Anteil an der Warenausfuhr neben Kohle, Koks und Brikett mit einem Anteil von 13 Prozent sowie Kaffee, Tee, Kakao und Gewürzen mit über 6 Prozent, aber auch Smaragde, Schnittblumen und Bananen die wichtigsten Exportgüter. Neben den Niederlanden ist Kolumbien sogar der zweitgrößte Schnittblumenlieferant weltweit. Deutschland ist dabei der wichtigste Handelspartner Kolumbiens innerhalb der EU. Die Wirtschaft ist in den vergangenen Jahren mal um vier, mal um fünf Prozent und mal um sieben Prozent gewachsen. Der Wert der Exporte hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als vervierfacht; der Umfang der internationalen Investitionen mehr als verfünffacht. Es sieht so aus, als schaffe das neue Kolumbien aus dem Kreislauf von Gewalt und Armut auszubrechen.

Das Land am Äquator ist mit 48,7 Millionen Einwohnern das drittbevölkerungsreichste und fünftgrößte Land Lateinamerikas. Über 80 Prozent der Bevölkerung ist unter 65 Jahre alt. Das verleiht dem Land eine entsprechende Dynamik. Über 90 Prozent der Bevölkerung hat inzwischen Zugang zu sauberem Wasser und über 80 Prozent zu sanitären Anlagen. Die Arbeitslosenquote konnte seit 2000 von 20 Prozent der möglichen Erwerbstätigen zwischen 15 und 64 Jahren auf knapp 10 Prozent gesenkt werden. Und auch bei der Bildung kommt Kolumbien voran. Inzwischen kommt auf 24 Schülerinnen und Schüler eine Lehrkraft. Die Schulabschlussrate liegt in der Primärstufe inzwischen bei 100 Prozent. Damit sind gute Bedingungen für die weitere positive Entwicklung des Landes geschaffen.

Darüber hinaus ist Kolumbien auch ein Land der Gegensätze. Auf einer Fläche, die gut dreimal so groß ist wie Deutschland, erstrecken sich fünf unterschiedliche Natur- und Kulturräume. Von den weitläufigen karibischen Stränden an der Pazifikküste über Savannen und Regenwälder bis zu den schnee- und eisbedeckten Anden mit über 5000 Metern Höhe vereint Kolumbien ein breites klimatisches Spektrum. Dadurch zählt Kolumbien zu den artenreichsten Ländern mit einer beeindruckenden Flora und Fauna. Große Teile Kolumbiens sind dabei so gut wie unberührt. 90 % der Menschen verteilen sich auf die Andenregionen und die Karibikküste, die weniger als die Hälfte der Landfläche einnimmt. Auch die Hauptstadt Bogotá befindet sich in den Anden. Dort leben mehr als ein Sechstel der Einwohner.

Fakten zu Kolumbien

  • In Kolumbien liegt die weltweit größte Smaragdquelle.
  • Mit 300 km hat Kolumbien die größte südamerikanische Fahrradstrecke in Bogotá.
  • Einziges Land Südamerikas mit einer Küste zum Pazifischen Ozean sowie zum Karibischen Meer.
  • Kolumbien ist Teil des „Ring of Fire“, eine Ländergruppe im pazifischen Ozean, welche besonders gefährdet für Vulkanausbrüche und Erdbeben ist.
  • Kolumbiens zweitgrößte Stadt Medellin war 1991 die Hauptstadt der Morde mit 17 Morden pro Tag – hat sich inzwischen aber zum Positiven verändert. In der Liste der 50 gefährlichsten Orte im Jahr 2015 taucht Medellin nicht mehr auf.
  • Die Landesregierung spricht Alkoholverbote bei großen nationalen Events aus, um Gewalt zu verhindern.
  • Kolumbien ist nach Holland der zweitgrößte Schnittblumenexporteur.