Karriere

Pedro Pancorbo Parras zog für seine Ausbildung von Spanien nach Hannover

Die Geschichte von Pedro Pancorbo Parras ist eine vom Mut eines jungen Spaniers, der sein Schicksal in die Hand genommen hat. Der heute 25-Jährige verließ vor drei Jahren seine Heimat Andalusien im Süden des Landes und zog nach Hannover, um sich bei Talanx zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen ausbilden zu lassen. Inzwischen hat er alle Prüfungen bestanden und bei der HDI Global SE in Barcelona angeheuert.

Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da blickte Pedro Pancorbo Parras in eine unsichere Zukunft. In Spanien hatte er mit Bravour eine Ausbildung im Bereich Finanzen abgeschlossen. Er war bereit für den Start ins Berufsleben, doch er fand keinen Job. In Spanien ist die Jugendarbeitslosigkeit so hoch wie in kaum einem anderen Land in Europa. Als Pedro Pancorbo Parras das Land verließ, lag sie bei 49,6 Prozent. Die offenen Stellen sind meist auf wenige Monate befristet, manchmal sogar nur auf Wochen oder gar Tage. Viele junge Spanier hangeln sich von einem Kurzzeitjob zum nächsten. Das war nichts, worauf Pedro Pancorbo Parras seine Zukunft aufbauen wollte.

„Ich habe nach einer Chance für mich gesucht und sie in Deutschland gefunden.“ Genauer gesagt: In einem Förderprogramm der deutschen Wirtschaft, das jungen Spaniern eine Ausbildung in deutschen Unternehmen ermöglicht. Und die wiederum suchen händeringend nach Fachkräften. Pedro Pancorbo Parras überlegte nicht lange und bewarb sich. Um die Sprache zu lernen, setzte er sich in einen Bus nach Madrid, mietete sich dort eine kleine Wohnung und besuchte vier Monate lang einen Deutsch-Sprachkurs. Mehrere Stunden täglich paukte er Vokabeln, Aussprache und eine Grammatik, die nicht unbedingt im Ruf steht, dass sie einfach zu verstehen ist. „Deutsch zu lernen ist sehr schwer, aber mit viel Fleiß kann man es schaffen“, sagt er.

Mit vielen Vokabeln im Gepäck flog er dann im Juni 2015 nach Hannover und begann zunächst ein sechswöchiges Praktikum bei der Talanx International AG im Bereich Business Development Lateinamerika/Asien. Anfang September startete er schließlich seine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen. Dass es seine zweite innerhalb weniger Jahre ist, konnte er verschmerzen. Denn die Ausbildung in Deutschland hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber ihrem Pendant in Spanien: Der Lehrplan verspricht einen regelmäßigen Wechsel zwischen der Theorie in der Berufsschule und den Praxisphasen in den einzelnen Abteilungen. In Spanien hingegen lernen die Auszubildenden alles auf dem Papier, erst am Ende setzen sie ihren Fuß in ein Unternehmen.

Die vielen Einsätze bei Talanx vor allem in den internationalen Bereichen der HDI Global SE kamen ihm entgegen, mit der Theorie tat sich Pedro Pancorbo Parras hingegen anfangs schwer. Schließlich musste er die ganzen Fachbegriffe aus der Versicherungswelt erst neu auf Deutsch lernen – darauf hatte ihn auch kein Sprachkurs in Spanien vorbereitet. „Meine Noten waren am Anfang sehr schlecht. Das war für mich hart, weil ich es eigentlich gewohnt war, gute Zensuren zu bekommen.“ Zwei andere Azubis gaben ihm Nachhilfe und erklärten ihm alles, was er nicht verstand. Inzwischen hat er seine Ausbildung in der Tasche.

Dass er nun für die HDI Global SE in Barcelona arbeitet, nennt er „pures Glück“. Gegen Ende seiner Ausbildung fasste er sich ein Herz und schickte seinen Lebenslauf nach Madrid. Einen Tag später klingelte sein Telefon, am anderen Ende sprach Pilar Ferrer, die Personalchefin der HDI Global SE in Spanien. Ob er zufällig in nächster Zeit in Spanien sei? Zufällig ja, er machte gerade Urlaub in der Heimat. Sie vereinbarten ein kurzes Kennenlernen. Das Gespräch verlief sehr angenehm, Pedro Pancorbo Parras fühlte sich gut, er verabschiedete sich höflich, erwartete aber nichts Konkretes. Zwei Stunden später klingelte erneut sein Handy, auch der Niederlassungsleiter Juan Aznar wolle ihn sprechen: In Barcelona werde eine Stelle als Junior Underwriter im Property-Bereich frei, ob das nicht etwas für ihn wäre?

Eigentlich hatte sich Pedro Pancorbo Parras vorgenommen, wenigstens fünf Jahre in Deutschland zu bleiben. „Aber als ich die Chance hatte, wieder zurück nach Spanien zu gehen und trotzdem im Konzern zu bleiben, da habe ich das gleiche gedacht wie 2015: Das ist eine tolle Gelegenheit, die ich unbedingt annehmen muss.“