Konzernthemen

Torsten Leue in der Kolumne "New Leadership" von Wolfgang Jenewein

Change-Prozesse fordern viel ab. Torsten Leue, CEO der Talanx-Versicherungsgruppe, zeigt, wie man mit Wertschätzung und Authentizität das Beste aus dem eigenen Team herausholt.

Torsten-Leue-CEO-Talanx-AG

Wie bringt man Menschen im Change dazu, über sich hinauszuwachsen? Für Führungskräfte verläuft hier häufig ein heikler und schmaler Grat. Ohne das nötige Maß an Dringlichkeit bleibt die Veränderungsbereitschaft oft aus. Denn selbst die beste Strategie verpufft, wenn sie auf Gleichgültigkeit trifft. Gleichzeitig gilt es, die Organisation nicht mit zu ehrgeizigen Zielen zu überfordern. Wo Bereiche seit Jahren an der Belastungsgrenze fahren, schafft jedes neue „Performance-Programm“ mehr Reaktanz als Akzeptanz.

Um das Dilemma zwischen Lethargie und Überhitzung aufzulösen, sind CEOs gut beraten, sich im Change auf den Kern menschlicher Motivation zu besinnen: Menschen folgen nicht Plänen oder Zahlen. Menschen folgen Menschen. Sie folgen ihren eigenen Emotionen, nicht denen von anderen.

Return on Culture: Beispiel Talanx

Torsten Leue, CEO der Talanx-Versicherungsgruppe, sagt: „Kultur ist Strategie.“ Seit seinem Amtsantritt im Mai 2018 hat er das Ergebnis und den Aktienkurs des MDax-Konzerns mehr als verdoppelt. Die Zahlen sprechen für ihn. Im persönlichen Gespräch verrät er aber: „Natürlich machen wir unseren Erfolg am Ende nicht zuletzt an unseren finanziellen Kennzahlen fest. Aber gute Zahlen sind immer das Resultat einer auf Menschlichkeit und Performance ausgerichteten Unternehmenskultur.“

Nach langjähriger Zusammenarbeit mit Torsten Leue weiß ich, dass solche Sätze für ihn weder Vorstandsfloskeln noch Marketingrhetorik sind. Eine echte Menschenorientierung ist Kern seiner persönlichen Führungsphilosophie. In meinem Podcast verrät er mir, warum ausgerechnet im zahlengetriebenen Versicherungsgeschäft der Return on Culture für den Businesserfolg entscheidend ist.

Bei der Transformation der Talanx Gruppe gehen für Leue von Beginn an Strategie und Menschenorientierung Hand in Hand. Er will den traditionell sehr dezentral organisierten Konzern näher an Kunden und lokale Märkte rücken. Statt auf Vorgaben setzt er auf unternehmerische Verantwortung. „Komplexe Organisationsstrukturen verbrauchen viel Energie, für die der Kunde nicht bezahlt. Es muss immer darum gehen, es den Menschen in der Organisation so einfach wie möglich zu machen, erfolgreich zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen“, betont Leue. „Das geht nur auf der Basis von gegenseitigem Vertrauen.“

Dazu investierte er bereits früh in ein umfassendes Führungs- und Kulturentwicklungsprogramm. Dessen Leitprinzipien – Transparenz, Eigenverantwortung und Zusammenarbeit auf der Basis von Vertrauen – bleiben dabei keine leeren Appelle, sondern werden konsequent in die zentralen Abläufe und Messsysteme der Organisation integriert. Denn, so Leue: „Wir werden unserem unternehmerischen Anspruch als Gruppe nur dann wirklich gerecht, wenn wir einerseits größtmögliche Freiheiten lassen, gleichzeitig aber den Austausch untereinander stärken. Wenn die Menschen Freude daran haben, sich zu helfen, statt nur ihr eigenes Süppchen zu kochen. Dann macht auch mir das Arbeiten mehr Spaß.“

Menschen folgen Menschen, nicht Zahlen

Gerade in einem zahlenfokussierten Umfeld wie dem der Finanzindustrie ist Menschlichkeit zentral. „Wir sind ein People Business“, sagt Leue. Auf seinen eigenen Werdegang angesprochen, sagt er: „Ich kenne persönlich niemanden, der als junger Mensch morgens aufwacht und sagt: Ich will Versicherungsmanager werden.“ Für ihn sei damals nach seiner Bankkaufmannslehre im richtigen Moment der Kontakt zu Menschen entscheidend gewesen, bei denen er das Gefühl hatte: Mit denen will ich arbeiten, von denen will ich lernen.

„Die Emotionen kamen für alle völlig unerwartet. Er war als Kollege natürlich sehr geschätzt. Gefühle hatte er aber selten bis nie gezeigt.“

Ein menschenorientiertes Miteinander manifestiert sich am Ende vor allem in Momenten, in denen Manager aus ihrer Rolle heraustreten und sich als Mensch zeigen. Besonders einprägsam war für Leue der Moment, als ein erfahrener Manager mitten in einer Klausur in Tränen ausbrach: „Die Emotionen kamen für alle völlig unerwartet. Er war als Kollege natürlich sehr geschätzt. Gefühle hatte er aber selten bis nie gezeigt.“ Unter Tränen verkündete ebenjener Topmanager, dass er zum ersten Mal in seiner Karriere die vorgegebenen Zahlen nicht werde liefern können. Dass er seiner Mannschaft nicht noch mehr Druck zumuten könne und keine Lösung sehe. Für Leue im Rückblick ein Schlüsselmoment: „Es mag für Außenstehende wie eine unangenehme Situation wirken. Aber in Wahrheit hat es unser Miteinander gestärkt. Der Kollege erfuhr nach seinem Gefühlsausbruch sehr viel Unterstützung in der Organisation und wirkte anschließend wie befreit und zeigte bessere Leistung als je zuvor.“

Auch wenn solche Momente der Verletzlichkeit im Alltag weiter die Ausnahme bleiben, bestärken sie Leue in seinem Kurs. „Als Versicherung sind wir in einer immer unsichereren Welt dafür verantwortlich, Unsicherheit zu managen. Je weniger sich vorhersagen lässt, desto mehr sind wir auf Führungspersönlichkeiten angewiesen, die den Mut haben, persönlich ins Risiko zu gehen und berufliche Sorgen oder Fehler zu teilen.“

Sind wir bereit für mehr Menschlichkeit?

Der Erfolg und die kulturelle Bewegung, die Torsten Leue bei Talanx geschaffen hat, zeigt das wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenzial von Menschlichkeit auf. Wer als Organisation konsequent an einer Kultur arbeitet, die Menschlichkeit zulässt und Menschen in der Gemeinschaft stark macht – dem stehen die besten Zeiten erst noch bevor.

Die Kolumne "New Leadership" von Wolfgang Jenewein im Havard Business Manager


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