Konzernthemen

ESA-Astronaut Matthias Maurer zur Zukunft der Raumfahrt

Wird er der Nachfolger von Alexander Gerst? Der Astronaut Matthias Maurer von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) hat gute Chancen, als nächster Deutscher ins All zu fliegen.

Rund acht Monate, nachdem Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen den Mond betreten hatten, kam Maurer im saarländischen St. Wendel zur Welt. Nun, fast ein halbes Jahrhundert später, beendete der promovierte Materialwissenschaftler seine Grundausbildung und trainiert aktuell für kommende Missionen. Im Rahmen der Preisverleihung zum Bundeswettbewerb Mathematik bei HDI in Köln spricht Maurer über die Zukunft der Raumfahrt. Im Interview erklärt der Astronaut vorab, was Mathematik mit Raumfahrt zu tun hat.

Die erste ISS-Expedition wurde am 21. März 2001 beendet, also vor fast 18 Jahren. Hätten Sie es damals für möglich gehalten, selbst ein ESA-Astronaut zu werden?
Nein. 2001 war der „Traumberuf Astronaut“ noch ganz weit weg, und ich hätte wohl laut gelacht, wenn mir damals jemand prophezeit hätte, dass ich mal selbst in den Weltraum fliegen werde.

Welche Voraussetzungen müssen Interessenten mitbringen, die Astronaut werden möchten?
Ein Studium als Mediziner, Ingenieur oder Naturwissenschaftler sowie ein gute Gesundheit, Teamfähigkeit und die Lust, fremde Sprachen zu lernen. Und das Wichtigste: viel Begeisterung für die Raumfahrt!

Im Auswahlverfahren mussten Sie auch Mathematikaufgaben lösen. Wie wichtig ist Mathematik, wenn man Astronaut werden will?
Raumfahrt hat sehr viel mit Technik zu tun, und alle technischen Berufe erfordern gute bis sehr gute Kenntnisse in der Mathematik. Daher waren Mathe und Physik wichtige Prüfungs- und Auswahlelemente. Als Astronaut benötige ich täglich Mathematikkenntnisse, sei es, um die Umlaufbahn um die Erde zu berechnen oder meinen Restvorrat an Atemluft, wenn ich im freien Weltraum arbeite. Selbstverständlich werde ich hierbei aber auch von Computern unterstützt.

Was war für Sie die größte Herausforderung in Ihrer Astronautenausbildung?
Russisch und Chinesisch zu lernen. Beides sind keine einfachen Sprachen.

Nun sind Sie fertig ausgebildeter ESA-Astronaut. Wann rechnen Sie mit Ihrem ersten Flug ins All?
Ich hoffe auf einen Raumflug ab 2021.

Auf was freuen Sie sich beim ersten Flug am meisten?
Auf den tollen Blick zurück auf die Erde, auf den Überblick, unseren Planeten als blaue Kugel vor dem tiefschwarzen Nichts des Universums zu sehen und dabei schwerelos in 90 Minuten um die Erde zu schweben.

Das Leben als Astronaut ist bestimmt nicht immer einfach. Was sind die Schattenseiten?
Viele Reiseaktivitäten im Ausland: USA, Russland, Japan, Kanada, Europa. Dazu viele öffentliche Auftritte und Vorträge. Daher kommt das Privatleben oft zu kurz.

Der Platz auf der ISS ist sehr begrenzt. Welche persönlichen Gegenstände würden Sie mitnehmen, wenn Sie fliegen?
Das muss ich mir noch überlegen. Maximal darf ich 1,5 kg einpacken.

Wenn Sie die Wahl hätten: Zur Raumstation, zum Mond oder irgendwann zum Mars zu fliegen, für was würden Sie sich entscheiden?
Ich hoffe, sowohl zu einer erdnahen Raumstation (z. B. ISS) als auch im Anschluss zum Mond zu fliegen. Der Flug zum Mars ist für die nächste Generation von Astronauten. Für diese lange Reise fehlt uns noch Vieles an Technologie, die zuerst entwickelt werden muss.