"Wir kommen unserer Verantwortung nach"

1,5 Mrd. Euro leisten wir zum Ausgleich von Coronaschäden für unsere Kunden - das ist eine beachtliche Summe. Am sichtbarsten in der deutschen Öffentlichkeit waren die Leistungen in unserem Geschäftsbereich Privat- und Firmenversicherung Deutschland: HDI hat rund 80 Milk Euro für Leistungen aus der Betriebsschließungsversicherung an Kunden ausgeschüttet, vor allem an Gastronomen, Bäcker, Hoteliers und Einzelhändler, die auf staatliche Anordnung ihre Betriebe schließen mussten. Die Talanx Gruppe hat zügig entschieden - im Zweifel für den Kunden.

Große Lösung erforderlich

Wir sind aber auch überzeugt, dass eine Pandemie nicht allein von privaten Unternehmen versichert werden kann. Wenn auf einen Schlag durch staatliche Anordnung über Branchen hinweg Hunderttausende kleine, mittlere und große Betriebe weltweit geschlossen werden, ist eine große Lösung gefordert: ein privat-staatlicher Schutzschirm, wie er derzeit in Deutschland diskutiert wird. Wir sind zuversichtlich, dass die Versicherer und die Politik gemeinsam zu einer guten Lösung kommen können, um damit den vielen kleinen und großen Betrieben in einer neuen Pandemie beiseitezustehen.

Natürlich haben auch die Versicherungsunternehmen ihre Aufgabe in dieser Krise - sie können losgelöst von einem privat-staatlichen Schutzschirm immer dann Versicherungsschutz bieten, wenn ein Unternehmen aufgrund eines internen Coronafalles geschlossen werden muss. Warum? Weil dies Einzelfälle sind, die von der Versicherungsgemeinschaft aufgefangen werden können und eben nicht pauschale, weitreichende Schließungen von unbestimmter Dauer. HDI hat in Deutschland ihre Versicherungsbedingungen dahingehend angepasst und bietet diese Deckung auch an.

Grundsätzlich steht die Talanx Gruppe für zahlreiche weitere Risikoabdeckungen in der Coronakrise. Unser Industrie Versicherer HDI Global sowie unser Rückversicherer Hannover Re kommen weltweit für den Ausfall zahlreicher Events auf. Hannover Re zahlt in der Personenrückversicherung ihren US-Kunden Leistungen aus, weil die Corona-Pandemie dort zu einer sehr hohen Zahl von Toten führt. Diese Übersterblichkeit belastet die Lebensversicherer, die bei uns Rückversicherungsschutz eingekauft haben. Unser auf Spezialrisiken fokussierter Versicherer HDI Global Specialty hat sogar den coronabedingten Ausfall der Kollekte in der anglikanischen Kirche abgesichert.

Mit unseren Zahlungen helfen wir Unternehmen, die akut von der Corona-Pandemie getroffen sind. Zudem bieten wir jenen Unternehmen Versicherungsschutz, die an der Bekämpfung der Pandemie durch Impfstoffe und Medikamente beteiligt sind. Unser Industrieversicherer HDI Global hat einige Studien auf dem Weg zur Impfstoffzulassung mit der sogenannten Probandenversicherung finanziell abgesichert, zudem bieten wir Versicherungsschutz für die Produktionsrisiken der aktuellen Impfstoffe. Wir versichern Impfzentren und impfende Ärzte und bieten auch pensionierten Ärzten, die in Impfzentren aushelfen, Versicherungsschutz. Dabei handeln wir stets nach unserer Unternehmensmaxime, dem TalanxPurpose: Together we take care of the unexpected and fester entrepreneurship. Wir kommen unserer Verantwortung nach.

Was wir jedoch nicht leisten können: Die Wirksamkeit der Impfstoffe oder deren mögliche Nebenwirkungen versichern. Wir glauben an die Impfstoffe - ich werde mich, sobald ich an der Reihe bin, gerne impfen lassen. Dies gilt auch für meine Vorstandskollegen. Dennoch ist das Risiko für einen einzelnen Versicherer zu hoch, Wirkung und Nebenwirkung eines Vakzins abzusichern, das weltweit milliardenfach verimpft wird. Auch dafür müssen in einer Pandemie, in der es gilt, schnell zu agieren, staatliche Mechanismen greifen.

Natürlich haben diese hohen Leistungen an unsere Kunden Auswirkungen auf unsere Unternehmensbilanz. Unseren Plan für 2020 haben wir verfehlt. Mit 673 Mill. Euro fiel das Konzernergebnis trotzdem robust aus. Dieses Resultat zeigt anschaulich auch die Resilienz der Talanx Gruppe. Keiner der vier Geschäftsbereiche hat durch die Pandemie einen Verlust erwirtschaftet.

Zusammenarbeit funktioniert

Die Talanx Gruppe hat sich während der Pandemie auch intern resilient gezeigt. Wir waren jederzeit für unsere Kunden da - dafür haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hochmotiviert von zu Hause gearbeitet. Bis zu 95 % aller Kolleginnen und Kollegen weltweit waren nicht im Büro, und trotzdem hat die Zusammenarbeit großartig funktioniert. Viele waren oft doppelt belastet, zum Beispiel durch Homeschooling und Kinderbetreuung. Wir haben dort unterstützt, wo wir konnten: durch klare Kommunikation, Empathie, nahe Führung trotz Entfernung, durch Betreuungszeit für Kinder und Angehörige und auch dadurch, dass wir es zugelassen haben, dass unsere Beschäftigen unter strengen Hygieneregeln doch im Büro arbeiten konnten, wenn ihnen zu Hause die Decke auf den Kopf zu fallen drohte. Insgesamt haben wir so die Motivation unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hoch gehalten.

Dies wird uns sicherlich auch in der andauernden akuten Phase der Pandemie weiter gelingen. Doch was sind die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie? Als langfristig orientierter institutioneller Investor sind wir davon überzeugt, dass die Phase der Niedrigst- und Negativzinsen noch länger anhalten wird als ohne Corona, weil die expansive Geldpolitik der Zentralbanken rund um den Globus dafür den Rahmen schafft. Wir nennen das „lower for longer“. Dies wird die Rendite unserer Kapitalanlagen, die derzeit rund 129 Mrd. Euro betragen, langfristig schmälern.

Zum einen ist das herausfordernd für die Lebensversicherer, die die Prämiengelder ihrer Kunden anlegen. Zum anderen erhöht sich dadurch der Druck auf die Gewinne aus der Versicherungstechnik und auf die Kosten stark. 10 Basispunkte weniger Kapitalanlagerendite belasten unser Konzernergebnis mit fast 40 Mill. Euro. Zum Ausgleich investieren wir vermehrt in Infrastruktur und erneuerbare Energien - das Ziel ist, 5 Mrd. Euro in dieser Assetklasse zu investieren, derzeit liegen wir bei 3,7 Mrd. Euro. Mit dem von der Europäischen Union forcierten Green Deal könnten sich künftig sogar größere Chancen in dieser Assetklasse ergeben.

Die Coronakrise wird hoffentlich die Klimaschutz- und die Nachhaltigkeitsziele weder verdrängen noch schwächen. Wir forcieren auf allen Ebenen das Thema Nachhaltigkeit -ob im Betrieb, in der Versicherungstechnik, in der Kapitalanlage oder bei unserem sozialen Engagement. In unserem Betrieb wollen wir bis 2030 weltweit CO2-neutral wirtschaften -in Deutschland gelingt uns das bereits. In der Versicherungstechnik versichern wir keine neu geplanten Kohlekraftwerke und -minen mehr - bis 2038 wollen wirüberhaupt keine Kohlerisiken mehr im Bestand haben. Das gleiche gilt für Teer- und Ölsande. In der Kapitalanlage unterziehen wir unsere Investments einem Nachhaltigkeits-Screening und investieren nicht mehr in kohlebasierte Energien. Zudem haben wir mit dem Anspruch auf Vielfalt (Diversity) einen weiteren Schwerpunkt in unserer Nachhaltigkeitsstrategie.

Die Talanx Gruppe hat sich im Jahr 2020 robust und resilient gezeigt -im laufenden Geschäftsjahr werden wir mit einem Konzernergebnis von 800 bis 900 Mill. Euro weiter wachsen und auf dem Weg, unsere mittelfristigen Ziele zu erreichen, ein großes Stück weiterkommen. Denn bis 2022 soll das Ergebnis pro Aktie durchschnittlich um 5% pro Jahr gestiegen sein. Dabei wird der deutliche operative Fortschritt in den Geschäftsbereichen Privat- und Firmenversicherung sowie in der Industrieversicherung eine starke Rolle spielen. Robust und resilient -das ist die Talanx Gruppe in der Corona-Pandemie und darüber hinaus.

„Wir forcieren auf allen Ebenen das Thema Nachhaltigkeit - ob im Betrieb, in der Versicherungstechnik, in der Kapitalanlage oder bei unserem sozialen Engagement.“