Konzernthemen

Aktuar – das Hobby zum Beruf machen!

Thomas Adrian Schmidt ist Leiter des Geschäftsbereichs Risikomanagement/Aktuariat der HDI Global SE. Im Interview erzählt er, wie er unter Anderem durch den Bundeswettbewerb Mathematik zur Versicherungsmathematik gekommen ist und spricht über den Beruf des Aktuars.

Der Konzern hat sein gesellschaftliches Engagement insbesondere über die Talanx-Stiftung auf die Themen Bildung und Ausbildung ausgerichtet. Seit dem 1. Januar 2017 ist der Konzern zudem Hauptsponsor des Bundeswettbewerbs Mathematik. Der Bundeswettbewerb Mathematik ist ein Schülerwettbewerb für an Mathematik interessierte Schüler aller Klassenstufen an deutschen Schulen, auch im Ausland. Im Zuge der Preisverleihung zum Bundeswettbewerb Mathematik bei der HDI in Köln ermöglicht Thomas Schmidt den diesjährigen Preisträgern vor Ort einen kleinen Einblick ins Aktuarswesen.

Sie sind im Risikomanagement tätig. Hier sind vornehmlich Mathematiker beschäftigt. Wie sind Sie eigentlich zur Mathematik gekommen?
In der Schule war ich immer schon ganz gut in Mathe. Das Lösen von Rätseln hat mir damals bereits sehr viel Spaß gemacht. Und so war die Teilnahme beim Bundeswettbewerb Mathematik sicher eine kleine Initialzündung, um das Mathematikstudium zu wählen.

Auch heute löse ich noch gerne Rätsel. In der Familie spielen wir mit unseren zwei erwachsenen Kindern und deren Lebenspartnern beispielweise aktuell gerne Exit-Games, bei denen es darum geht, knifflige Rätsel zu knacken, um sich aus einem verschlossenen Raum zu befreien.

Sie sind dann über das anschließende Mathematikstudium schließlich zum Aktuariat gekommen. Was machen Aktuare eigentlich?
Aktuare berechnen Tarife, bilanzieren Reserven und entwickeln mathematische Modelle zur Unternehmenssteuerung. Kurz gesagt, sie sind die Fachleuchte für die mathematische Risikoabschätzung. Dazu werden große Datenmengen in entsprechende Modelle eingepasst, um daraus Schlussfolgerungen für Ereignisse in der Zukunft zu ziehen.

In der Schaden- und Unfallversicherung bedeutet dies beispielsweise, dass versucht wird, die zu versichernden Risiken möglichst realitätsnah abzubilden. Wie groß ist die Gefahr, dass der Versicherungsfall eintritt? Welche Kosten kommen dann auf den Versicherer zu? Auf dieser Grundlage werden schließlich die Kosten für die Kunden berechnet.

Das klingt ganz schön kompliziert. Welche Anforderungen werden denn an Aktuare gestellt?
Auf alle Fälle studiert man zuerst Mathematik, gute Stochastik- und Statistik-Kenntnisse sind Voraussetzung. Die Weiterbildung zum Aktuar ist im Grunde eine Art Zusatzstudium. In drei Jahren absolviert man gut zehn Prüfungen, um anschließend in die Aktuarvereinigung aufgenommen zu werden. Dies erfolgt parallel zur Arbeit in unserem Unternehmen. Bewerber steigen somit zunächst als Mathematiker bei den Unternehmen ein und bekommen dann die Möglichkeit, in die Aktuarvereinigung aufgenommen zu werden.

Die deutsche Aktuarvereinigung ist die berufsständige Vertretung aller Aktuare in Deutschland. Wie wichtig ist die Vernetzung im Beruf?
Sehr wichtig. Über die deutsche Aktuarvereinigung haben wir deutschlandweit eine Community mit über 5.000 Aktuaren aufgebaut, die in unterschiedlichen Unternehmen arbeiten. In jährlichen Treffen, lokalen Gruppen und Seminaren kann man sein ganz persönliches Netzwerk aufbauen. Auch in der Ausbildung zum Aktuar arbeitet man sehr eng mit anderen Mathematikern zusammen, so entstehen bereits zu Beginn sehr viele berufliche Freundschaften.

Was raten Sie jungen Aktuaren für ihren Werdegang?
Das Wichtigste ist, neugierig zu sein, Spaß bei der Arbeit zu haben und einen Bereich auszuwählen, in dem man gefördert wird.

Um den passenden Bereich für sich zu finden, bieten wir Studierenden die Möglichkeit, in kurzen Praktika oder als Werkstudent die Versicherungsmathematik kennenzulernen. Ebenfalls sind wir mit vielen Schulen in der Region vernetzt und laden regelmäßig Schulklassen ein, um Simulationstechniken mit ihnen durchzuführen.

Was ist genau das Attraktive im Aktuar-Beruf?
Besonders schön ist, dass man tatsächlich selber noch viel Mathematik machen kann.

Es ist aber nicht nur Mathematik, es ist auch viel Kommunikation dabei. Denn die erstellten Rechenmodelle müssen im Anschluss auch dem Chef, den Vorständen oder einer Aufsicht erklärt werden.

Und auch das Thema Ausland macht die Arbeit in einem internationalen Konzern wie unserem sehr spannend. Wir haben in über 20 Ländern Niederlassungen. Da ist es durchaus üblich, mal Besuche im Ausland zu haben oder für eine Analyse eine Woche nach Australien zu fliegen.

Insgesamt ist der Aktuar-Beruf somit eine tolle Möglichkeit, weiterhin Mathematik zu machen und gleichzeitig gutes Geld zu verdienen.

Wenn ich mich in der Abteilung umsehe, sehe ich einen hohen Männeranteil, woran liegt es?
Das täuscht. Momentan gibt es um die 30 % Frauen in der deutschen Aktuarvereinigung, aber bei Aktuaren unter 30 Jahren sind es schon 55 % Frauen. Die Zukunft ist also weiblich.

Apropos Zukunft: Wo sehen Sie die Zukunft der Versicherungsmathematik?
Aktuare beschäftigen sich aktuell mit Actuarial Data Science. Das sind Machine-Learning-Algorithmen, die für Versicherungsunternehmen genutzt werden. Also quasi die Künstliche Intelligenz der Aktuare. Beispielsweise werden selbstlernende Algorithmen zur Betrugserkennung oder zur Berechnung von Stornowahrscheinlichkeiten eingesetzt.

Besteht die Gefahr, dass Aktuare in Zukunft durch Künstliche Intelligenz überflüssig werden?
Gerade ist viel durch die Künstliche Intelligenz im Wandel. Überflüssig werden wir aber definitiv nicht. Wir rechnen im klassischen Sinne nicht selbst, sondern führen mithilfe von Computern Rechnungen durch, welche so kompliziert sind, dass man diese nicht auf einem Blatt Papier machen kann. Daher sehe ich hier keine echte Gefährdungslage. Ganz im Gegenteil, Aktuare haben aktuell sehr gute Jobchancen.

Zu guter Letzt vervollständigen Sie folgenden Satz: Durch den Beruf zum Aktuar…
…konnte ich mein Hobby zum Beruf machen.

Weitere spannende Informationen rund um das Thema Mathematik im Talanx-Konzern und dem Bundeswettbewerb finden Sie hier.